Helfende Berufe im öffentlichen Dienst: im Zentrum von Empathie und Unterstützung für alle

Ein aufschlussreiches Treffen zweier Fachkräfte der Begleitung, deren Berufe sowohl ähnlich als auch unterschiedlich sind.

Ein Versammlungsraum. Ein Tisch. Zwei Stühle.

Hier sind heute Alexandre Monteiro, klinischer Psychologe beim „Service psychosocial“ des öffentlichen Dienstes, und Marina Alves, Logopädin im „Centre de Logopédie verabredet. Sie kennen sich noch nicht. Doch sie kommen schnell ins Gespräch. Ihre Berufe, gleichermaßen unterschiedlich wie ähnlich, führen auf ganz natürliche Weise zu einem angeregten Austausch. Für den Luxemburger Staat zu arbeiten bedeutet, täglich von einem Pool an Begegnungen wie dieser zu profitieren.

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
©CGPO/David Laurent

 

Alexandre ist Psychologe. Er hört nie auf zu lernen und erweitert seinen umfangreichen klinischen Hintergrund durch diverse Fortbildungen, um neue Ansätze bei den Staatsagenten, die zu ihm kommen, anzuwenden – insbesondere die Erickson‘sche Hypnotherapie. Neben klinischen Beratungsgesprächen leitet er u. a. auch Schulungen wie „Psychologische Erste Hilfe“ für Bedienstete, die sich z. B. beim Nationalen Institut für öffentliche Verwaltung (Institut national d’administration publique – INAP) anmelden.

Marina ist Logopädin. Sie arbeitet mit einer jungen Klientel im „Centre de Logopédie“, vorrangig mit Kindern zwischen vier und sechs Jahren, die Sprachstörungen wie Artikulations-, Phonologie- oder myofunktionelle Störungen1 aufweisen. Darüber hinaus übt sie eine wesentliche Funktion als Koordinatorin der Logopäden des „Centre de Logopédie“ aus.

 

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
©CGPO/David Laurent

 

Marina Alves, orthophoniste au Centre de Logopédie

Im „Centre de Logopédie“ arbeitet eine Vielzahl an Berufen harmonisch zusammen, um eine umfassende Betreuung jeder einzelnen Person zu gewährleisten. Zwei davon befassen sich hauptsächlich mit Sprachstörungen: zum einen die Lehrer für logopädischen Unterricht, die eine eher pädagogische Herangehensweise haben, zum anderen die Logopäden wie ich, die einen individualisierten Therapieansatz verfolgen. Wir treffen alle Schüler der Zyklen 1.1 und 1.2 ab dem ersten Schultag im September bei den Vorsorgeuntersuchungen. Einige unter ihnen begleiten mein Team und ich dann über das ganze Jahr hinweg, oft im Rahmen spielerischer Ansätze mit den Vorschulkindern. Es macht wirklich Spaß, im Team zu arbeiten. Wir sind übrigens sieben Logopäden, wir tauschen Ansichten und Methoden aus. Das ist so bereichernd!

Und du, was machst du als Psychologe? Du bist anscheinend auf die Erickson‘sche Hypnotherapie spezialisiert? Ich muss zugeben, das macht mich neugierig!

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
©CGPO/David Laurent

 

Alexandre Monteiro, psychologue clinicien au service psychosocial

Ah, ja, die Hypnose nach Erickson … das ist meine kleine persönliche Spezialisierung, die aus einer Fortbildung hervorgegangen ist, die ich ergänzend zu meinem Psychologiestudium gemacht habe. Ich verwende sie z. B. bei der Bewältigung von Ängsten oder zur Vorbereitung auf Situationen, die für meine Klienten stressig sein können. Wenn ich von meinen Klienten spreche, meine ich Bedienstete aus sämtlichen Bereichen des öffentlichen Dienstes, die oft mit Herausforderungen am Arbeitsplatz oder mit privaten Problemen konfrontiert sind. Ansonsten lasse ich mich gerade zum „systemischen“ Therapeuten ausbilden – ein Ansatz, der sich nicht nur für die einzelne Person interessiert, sondern für deren Interaktion mit ihrer Umgebung und mit den Systemen, denen sie angehört, sei es am Arbeitsplatz, in der Familie oder innerhalb verschiedener Gruppen.

 

Ein Werdegang, der in einem kontaktfreudigen und empathischen Profil begründet liegt

Verblüffend, wie wenig Zeit zwei Fachkräfte der helfenden Berufe benötigen, um ins Thema einzusteigen. Alexandre und Marina haben so viele Gemeinsamkeiten. Schon in ihrer Jugend verspürten sie den Wunsch, mit Menschen zu arbeiten, um ihnen helfend zur Seite zu stehen.

 

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
©CGPO/David Laurent

 

Alexandre Monteiro :

Das war meine einzige Gewissheit. Das und die Tatsache, dass Chemie- und Physik-Unterricht wirklich nichts für mich waren!


Marina Alves :

Dasselbe gilt für mich, Physik und Chemie gehörten nicht zu meinen Lieblingsfächern! Später habe ich lange zwischen Ergotherapie, Psychomotorik und Logopädie geschwankt. Ich mag den paramedizinischen Aspekt! Ich war mir sicher, dass meine wahre Berufung darin besteht, in der Gesundheitsfürsorge zu arbeiten, auch wenn es keine klassische medizinische Laufbahn sein sollte. Im Praktikum habe ich auch super gerne mit Senioren gearbeitet. Eines stand fest: Ich wollte mit Menschen arbeiten, ich liebe diesen Kontakt einfach! Jedes Kind ist einzigartig, mit seinem eigenen kulturellen Hintergrund. Demnach muss man erfinderisch sein und für jedes Kind einen eigens abgestimmten Ansatz wählen. Unsere Arbeit in der logopädischen Sitzung reicht alleine jedoch nicht aus. Der ständige Dialog mit den Eltern ist entscheidend, denn was wir umsetzen, muss zu Hause und im Alltag fortgeführt werden. Die Rolle der Eltern ist ausschlaggebend für den Fortschritt des Kindes.

 

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Alexandre Monteiro :

Dem kann ich nur beipflichten! Psychologie ist gewiss keine Medizin, und zudem irren sich die Leute auch oft, wenn sie meinen, dass diejenigen, die zu mir kommen, zwangsläufig an „psychischen Krankheiten“ leiden. Das ist absolut falsch. Aber es bestehen Ähnlichkeiten in der Beziehung, die ich mit der Person aufbaue, die mich aufsucht. Ich muss mich auf jede einzelne einstellen. Das ist wirklich ein gemeinsamer Aufbauprozess zwischen meinen Klienten und mir, durch eine Beziehung, die wir nach und nach entwickeln mithilfe von Tools, die ich ausgewählt habe, um der Person dabei zu helfen sich vorzustellen, wie sie die eigene Situation verändern könnte.

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
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Marina Alves :

Im gleichen Sinne muss man sich in Luxemburg auch an die Situation der Mehrsprachigkeit anpassen, was ich als besonders bereichernd empfinde. Ich muss oft Spiele auf Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Polnisch, Serbokroatisch, Albanisch, Luxemburgisch und vielen anderen Sprachen erstellen. Wir versuchen, geeignetes Material zu haben, und sorgen dafür, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo vorankommen kann. Das ist auch einer der großen Vorzüge des öffentlichen Sektors: über mehr Mittel zu verfügen, um eine breite Palette an geeignetem Material zusammenzutragen, das den Kindern dann in den Sitzungen zur Verfügung steht.

 

Der Kontext, in dem sich das einzelne Kind in der Schule und zu Hause entwickelt, muss Berücksichtigung finden. Manchmal besteht unsere Rolle als Logopäden auch darin, die Eltern zu beraten, wenn die Hilfe nicht mehr angemessen oder unzureichend ist, und sie sogar zu anderen kostenlosen staatlichen Unterstützungsangeboten zu führen. Das ist dann wirklich im Einzelfall zu klären. Das ist der beste Weg, um echte Fortschritte zu sehen. Es ist unglaublich wertschätzend, die Entwicklung der Schüler im Laufe der Monate zu beobachten.

 

Für den öffentlichen Dienst arbeiten – eine bewusste Entscheidung

Alexandre und Marina berichten mit einem Lächeln im Gesicht von ihren guten Arbeitsbedingungen, den vielen Fortbildungsmöglichkeiten und dem Gefühl, dass sich ihr Beruf im öffentlichen Dienst am besten weiterentwickelt. Sie erleben gesellschaftliche Veränderungen aus nächster Nähe mit und müssen sich in ihrer täglichen Praxis darauf einstellen und erfinderisch sein.

Nie hätte man gedacht, dass zwei Fachkräfte der helfenden Berufe derart häufig das Wort „Zugänglichkeit“ in den Mund nehmen. Doch Alexandre und Marina betonen mehrfach, wie gerne sie für den Luxemburger Staat arbeiten und in einem Umfeld praktizieren, in dem ihre Dienste „für alle zugänglich“ sind.

 

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Marina Alves :

Luxemburg ist Vorreiter, was den Zugang zur Logopädie für alle Schüler des Schulsystems angeht. Im Großherzogtum wird die Früherkennung von Sprachstörungen systematisch bei allen Schülern der Zyklen 1.1 und 1.2 durchgeführt. Wir alle sind jedes Jahr bei diesem groß angelegten Screening dabei. Die Zugänglichkeit dieser Dienste ist ein Wert, der mir am Herzen liegt. Natürlich bleibt auch noch einiges zu tun, um die breite Öffentlichkeit für die Logopädie zu sensibilisieren. Aber die Tatsache, dass diese Dienste kostenlos sind, ist ein echter Pluspunkt, denn dadurch wird die Gesundheitsversorgung für alle zugänglich. Andernfalls könnten viele Eltern ihrem Kind keine logopädische Betreuung bieten.

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
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Alexandre Monteiro :

Da hast du absolut recht! Gleiches gilt auch für die psychologische Betreuung. Selbst wenn die Bedingungen im öffentlichen Dienst gut sind, weiß ich ganz genau, dass sich manche meiner Klienten meine Dienste nicht leisten könnten. Es ist beruhigend zu sehen, dass Luxemburg die mentale Gesundheit seiner Bediensteten so wertschätzt. Alle haben den gleichen Zugang zu den Angeboten von Psychologen, ungeachtet ihres Ranges in der Hierarchie. Das ist umso wichtiger, als die mentale Gesundheitsversorgung von vielen Menschen nach wie vor als Tabu angesehen wird und deren Inanspruchnahme noch mit zahlreichen Hemmnissen verbunden ist.

 

Marina Alves :

Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn hatte ich in Erwägung gezogen, eine eigene Praxis zu eröffnen. Ich bereue aber nichts … Für mich kommt es darauf an – ob nun im öffentlichen Dienst oder in der freien Wirtschaft – qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können. Aber es stimmt schon: Im öffentlichen Dienst kann man sich mehr auf die Kinder konzentrieren, es fallen weniger Verwaltungsaufgaben an, man muss sich in finanzieller Hinsicht nicht so viele Gedanken machen; man hat ein größeres Budget für Materialanschaffungen, mehr Flexibilität und mehr Freiheit.

 

Alexandre Monteiro :

Ich persönlich habe auch nicht von Anfang an eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst angestrebt, war sogar 12 Jahre lang im Privatsektor tätig. Der Wechsel zum Staat hat mir aber wirklich das Gefühl gegeben, meine Praxis zugänglicher zu machen.

„Ich hoffe, dass sich immer mehr Menschen für diese Berufe interessieren und sie im öffentlichen Dienst ausüben wollen, denn das ist sehr erfüllend!“, bemerkt Marina abschließend.

Alexandre stimmt mit einem verschwörerischen Lächeln zu.

Sie werden neue Kollegen brauchen, da der mentalen Gesundheit und der paramedizinischen Versorgung in Luxemburg eine immer höhere Priorität eingeräumt wird. Schließen Sie sich ihnen an und bewerben Sie sich hier.

 

Ungleichgewichte im Zusammenhang mit der Gesichtsmuskulatur

Orthophoniste et psychologue clinicien : un échange nourri sur leur métier au Luxembourg
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