Es herrscht die Meinung vor, dass nur junge Studienabgänger eine Chance auf eine Stelle im Staatsapparat haben.
Achtung – Spoiler: Das stimmt nicht!
Vorurteile halten sich hartnäckig – dabei laufen sie dem gesunden Menschenverstand zuwider. Bauen wir gemeinsam mit Philippe Hanck, Kommunikationsexperte am Zentrum für Personalverwaltung und Organisation des Staates (Centre de gestion du personnel et de l'organisation de l'État – CGPO) diejenigen ab, die mit der Beschäftigung im öffentlichen Dienst Luxemburgs zusammenhängen. In diesem ersten Artikel der Reihe geht es um die Frage, ob Sie jung sein und frisch von der Uni kommen müssen, damit Ihre Bewerbung vom Staat berücksichtigt wird. Die Antwort lautet: Nein! Hier die Gründe …
Nein, Ihr Alter ist keine Hürde für Ihre Einstellung
Legen wir die Fakten dar:
Im Laufe der Zeit hat Luxemburg sämtliche Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Alter bei der Einstellung im öffentlichen Dienst aufgehoben. Dies ist übrigens eine der Antidiskriminierungsrichtlinien, die von der Europäischen Union erlassen wurden. Die Behörden sind zudem sehr an Senior-Profilen interessiert. Im Jahr 2019 hat eine im öffentlichen Dienst durchgeführte interne Erhebung ergeben, dass nur 12 % der Verwaltungen spezifisch junge Absolventen suchten, um sie intern auszubilden, während die Mehrheit nach unterschiedlichen Profilen suchte, insbesondere nach erfahrenen Mitarbeitern. Die Verwaltungen berichten auch, dass sie eher geneigt sind, Personen mit langjähriger Berufserfahrung Verantwortung zu übertragen.
„Ich selbst bin im Alter von 37 Jahren in den öffentlichen Dienst eingetreten, nachdem ich in der Event-Branche, aber auch in verschiedenen Funktionen im Bereich der Kommunikation tätig war. Diese Erfahrung kam mir sehr zugute und hilft mir auch heute noch in meiner derzeitigen Funktion beim Staat“, berichtet Philippe.
Ein wenig Geschichte …
Tatsächlich war es vor langer Zeit in Luxemburg unmöglich, sich ab einem bestimmten Alter auf eine Staatsstelle zu bewerben. Nachdem sie ursprünglich auf 30 Jahre festgelegt worden war, wurde die Altersgrenze für den Eintritt in den öffentlichen Dienst bis Anfang der 2000er Jahre schrittweise auf 45 Jahre angehoben. Infolge der Umsetzung einer Richtlinie aus dem Jahr 2000 zur Gleichbehandlung im Bereich der Beschäftigung, die jedwede Diskriminierung aufgrund des Alters untersagt, hat das Gesetz vom 23. Dezember 2005 jedoch zur völligen Abschaffung dieser Altersbeschränkung geführt.
Die Reform des Aufnahmeverfahrens für den öffentlichen Dienst (Examen-Concours) im Jahr 20181 hat ebenfalls dazu beigetragen, eine größere Vielfalt an potenziellen Bediensteten anzulocken. Dank standardisierter und computergestützter psychometrischer Tests können sich heute Menschen mit unterschiedlichen Profilen auf Stellenangebote bewerben, ohne sämtliche Grundkenntnisse des öffentlichen Rechts vorzuweisen und ohne unbedingt alle zuvor geforderten redaktionellen Fähigkeiten in Französisch, Deutsch und Luxemburgisch zu besitzen. Diese bleiben natürlich weiterhin wichtig für die Ausübung der Tätigkeit, können aber auch nach der Einstellung erworben werden.
Ja, es gibt in allen Sektoren Stellen für erfahrene Profile
Gemäß den vom CGPO zusammengetragenen Daten sind die Sektoren, in denen erfahrenere Bedienstete eingestellt werden, sehr vielfältig. Unmöglich, da einen Trend auszumachen … Im Übrigen stellt man im öffentlichen Dienst fest, dass eine Mischung der Generationen innerhalb ein und desselben Teams sich auszahlt. Die Generationen können viel voneinander lernen, sowohl bei den Arbeitsmethoden als auch beim Wissen oder auch nur durch den einfachen Kontrast der Weltanschauung und des Bezugs zur Arbeit.
„In meinem Fall sollte das gesuchte Profil idealerweise Erfahrung im Kommunikationsbereich und in der Event-Branche haben. In Anbetracht meiner früheren beruflichen Tätigkeit entsprach mein Lebenslauf also den Erwartungen. Meine Erfahrung in den genannten Bereichen war ein großes Plus, um mich auf meiner neuen Stelle im öffentlichen Dienst weiterzuentwickeln und hervorzutun“, gibt Philippe zu.
Ja, es werden auch weiterhin junge Kräfte eingestellt
Um diese Vielfalt zu gewährleisten, ist daher die Ausgewogenheit zwischen jungen und erfahreneren Profilen von entscheidender Bedeutung. Bewerber mit jahrelanger Praxis in den verschiedensten Bereichen sind oft von unschätzbarem Wert, aber nicht zwangsläufig mehr als junge Kräfte mit wenig, aber ausschlaggebender Erfahrung, die neue Ideen haben, die dem öffentlichen Dienst zugutekommen. Mit anderen Worten: Die Mischung macht’s!
Ja, die Erfahrung der Senior-Profile wird honoriert
Obwohl der öffentliche Dienst nach festen und transparenten Gehaltstabellen einstellt, gibt es spezielle Verfahren, die es durchaus ermöglichen, die Erfahrung eines Senior-Profils bis zu einem gewissen Maße zu honorieren. Es ist wichtig zu betonen, dass der öffentliche Dienst über Mittel verfügt, um die Berufserfahrung jedes Einzelnen anzuerkennen und entsprechend zu würdigen.
„Die zehn Jahre Berufserfahrung, die ich vor meinem Wechsel zum Staat gesammelt hatte, haben mir einerseits erlaubt, meine Stage-Zeit um ein Jahr zu verkürzen, und wurden andererseits nach deren Ablauf bei der Berechnung meines Gehalts berücksichtigt“, erklärt Philippe.
Die Stage-Zeit: einige Varianten für erfahrene Profile
Bewerber mit Berufserfahrung profitieren von einer Verkürzung der Stage-Zeit um bis zu ein Jahr.
Eines steht fest: Die Stellen im öffentlichen Dienst sind nicht ausschließlich jungen Studienabgängern vorbehalten. Die Bewerbungen sind vielfältiger denn je, und das ist auch gut so!
Wenn Sie also Lust haben, zu uns zu stoßen – und zwar ungeachtet Ihres Alters – dann sehen Sie hier alle Stellenangebote ein!
