Von der Psychologie bis hin zur Finanzwelt – ein spannendes Gespräch zwischen drei Staatsbediensteten, die sich in diametral entgegengesetzten Welten bewegen, die letztlich aber mehr gemeinsam haben, als man denken könnte.
In der Mitte eines Arbeitsraumes stehen ein Tisch und drei sorgfältig darum angeordnete Stühle. Hier trifft heute Lucia Raimondo, Psychologin und Psychotherapeutin sowie verantwortliche Leiterin von Stressmanagement-Workshops bei der Beratungsstelle für Jugendliche und Familien (Centre de consultation pour Jeunes et Familles – CCJF), auf Jacques Schmit und Bob Schimberg, ihres Zeichens Projektmanager bei der Staatskasse (Trésorerie de l'État). Zu Beginn kennen sie sich noch nicht. Doch das Eis ist schnell gebrochen, und es entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. Trotz unterschiedlicher Berufsfelder zeichnen sich Gemeinsamkeiten ab. Die Beschäftigung im luxemburgischen Staatsdienst bietet Möglichkeiten für unerwartete Begegnungen wie diese.
Worüber könnten sich wohl zwei (unter anderem, aber nicht ausschließlich) für die Staatsverschuldung zuständige Projektmanager und eine Psychologin und Psychotherapeutin unterhalten? Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass ihre Welten weit auseinander liegen: die einen auf der Seite der Rationalität, der Zahlen und der strengen Finanzpolitik, die andere auf der Seite der Emotionen, des psychologischen Wohlbefindens und der geistigen Gesundheit. Doch das würde bedeuten, die Komplexität dieser Disziplinen falsch einzuschätzen und bereichernde Diskussionen zu verfehlen, die aus der beruflichen Vielfalt entstehen können. Im Laufe ihres einstündigen Austauschs sprechen Lucia, Bob und Jacques über finanzielle und emotionale Stabilität (die viel stärker miteinander verbunden sind als gedacht), über Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit im Beruf, die Freude an der Arbeit im öffentlichen Dienst und die Herausforderungen eines sich verändernden Umfelds im Großherzogtum.
Lucia Raimondo, Psychologin und Psychotherapeutin sowie verantwortliche Leiterin von Stressmanagement-Workshops bei der Beratungsstelle für Jugendliche und Familien (Centre de consultation pour Jeunes et Familles – CCJF)
Meine Berufsphilosophie beruht eindeutig auf dem Motto „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper!“ Ich arbeite beim CCJF, einer der Dienststellen des CePAS (Centre psycho-social et d'accompagnement scolaires – Zentralstelle für schulpsychologische Beratung und Schulorientierung). Unser Team besteht aus mehreren Psychologen und Psychotherapeuten sowie einer Expertin für Psychomotorik und Erziehung und einem Sozialarbeiter. Unsere Aufgabe ist die individuelle Begleitung junger Menschen im Alter von 12 bis 30 Jahren, die zur Schule gehen, noch finanziell abhängig sind oder eine Rückkehr in die Schule anstreben. Unser Tätigkeitsfeld umfasst persönliche, familiäre, beziehungsbezogene wie auch schulische Aspekte.
Jacques Schmit, Projektmanager bei der Staatskasse
Schön, Sie kennenzulernen, Lucia! Ihr Profil ist überraschend. Wie es aussieht, arbeiten Sie als Psychologin und Psychotherapeutin, sind gleichzeitig aber auch verantwortliche Leiterin von Workshops zur Entspannung und Stressbewältigung! Davon müssen Sie mir unbedingt erzählen!
Bob Schimberg, Projektmanager bei der Staatskasse
Sie arbeiten also in einem überschaubaren Team, in dem man sich gegenseitig hilft. Das ist auch einer der Vorteile unseres Jobs. Verglichen mit anderen Behörden des Staates ist die Staatskasse eine kleine Einheit. Wir sind ungefähr 30 Mitarbeiter, eher unauffällig. Ich glaube, nur die Wenigsten wissen, was wir tagtäglich tun!
Lucia Raimondo:
Ich bin gespannt, mehr darüber zu erfahren! In unserem Fall bietet unser kleines Team psychologische und psychotherapeutische Beratung auf Anfrage von Jugendlichen, Eltern, Erziehungsverantwortlichen oder Fachkräften an. Wir nutzen verschiedene therapeutische Ansätze, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden. Diese Ansätze werden häufig ergänzt um Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken, die für den Umgang mit wiederholt auftretenden Problemen wie schulischem Druck oder den Herausforderungen des Übergangs in die Erwachsenenwelt von entscheidender Bedeutung sind. Zusammen mit meiner auf Psychomotorik spezialisierten Kollegin mache ich z. B. Achtsamkeits-Training und integriere Techniken aus der Hypnotherapie oder dem Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP), um das Wohlbefinden im Alltag zu fördern, sei es in Einzelsitzungen oder in kleinen Gruppen.
Jacques Schmit:
Es stimmt, physische und psychische Gesundheit sind letztlich die Grundvoraussetzungen für jedwede schulische oder berufliche Tätigkeit. Wir stellen Tag für Tag fest, wie wichtig doch ein gesunder Geist ist in einer Arbeitswelt, in der es mitunter sehr stressig zugehen kann. Bob und ich bewegen uns in einem vergleichsweise eher kartesianisch geprägten Umfeld, und trotzdem erkenne ich mich in dem, was Sie sagen, vollkommen wieder!
Bob Schimberg:
Ja, ich auch! Das Hauptaugenmerk unserer Arbeit liegt jedoch nach wie vor auf dem Finanzmanagement und der Buchführung des Staates. Wir müssen uns demnach an unveränderliche Buchhaltungsregeln halten – nicht gerade die Arbeit, die am stärksten von ständigen Neuerungen geprägt ist, das ist wohl so. Darüber hinaus verwalten wir die Staatsverschuldung, was bedeutet, dass unsere Berufe die von den Finanzmärkten vorgegebenen Regeln einhalten müssen.
Jacques Schmit:
Die Staatskasse ist eine Behörde, die der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist, obwohl sie eine zentrale Rolle spielt, da sie nicht nur für die Verwaltung der Staatsschulden und die Führung der allgemeinen Buchhaltung zuständig ist, sondern auch als Zahlstelle für fast alle Staatsausgaben fungiert. Jede einzelne Zahlung, die im Namen des Staates getätigt wird, läuft über uns. Unsere Teams verwalten den Cashflow des Staates, damit Rechnungen und Gehälter bezahlt werden können. Zudem erstellen wir Prognosen über den Finanzierungsbedarf für die nächsten Tage, Wochen und Monate. Und schließlich trägt jeder von uns neben seiner jeweiligen Rolle als Projektmanager auch noch andere Hüte innerhalb der Staatskasse, Bob im Personalwesen und ich im Generalsekretariat.
Stabilität und Akribie, gemeinsame Werte
Wer hätte gedacht, dass im Büro der Psychologin und in der Staatskasse ähnliche Anliegen den Alltag bestimmen? Aus den Worten ihrer Kollegen, die um „finanzielle Stabilität“ bemüht sind, leitet Lucia einen wichtigen Begriff für ihren Beruf ab: emotionale Stabilität.
Lucia Raimondo:
Ja … in der Psychologie steht Stabilität für die Fähigkeit, sich auszudrücken, seine Emotionen angesichts einer Situation zu erkennen und zu akzeptieren, aber auch sich anzupassen und Resilienz zu zeigen. Es geht um ein echtes Gleichgewicht zwischen dem Seelischen und dem Körperlichen. Dieses Streben nach Gleichgewicht ist dem Menschen angeboren, und heute können wir die Erkenntnisse der Psychologie mit denen der Neurowissenschaften verknüpfen. Ich denke, dass dieses große Prinzip auch die Grundlage Ihrer Arbeit in der Staatskasse sein sollte! Oder?
Jacques Schmit:
In der Tat. Wir müssen bei unserer täglichen Arbeit auch sehr gründlich und gewissenhaft sein, nur eher in Bezug auf Zahlen und Regeln, die es einzuhalten gilt. Aber das ist in der Psychologie wahrscheinlich nicht anders. Auch sie ist eine Wissenschaft, und daher dürfte akribisches Vorgehen auch hier von größter Bedeutung sein!
Lucia Raimondo:
Absolut! Es ist eine Arbeit, die mit dem Menschen jongliert, mit seinem Beziehungsumfeld und seinen Erfahrungen im beruflichen Kontext.
In der Psychologie und Psychotherapie kommen wissenschaftlich validierte Instrumente und Techniken sowie klare Verfahren zum Einsatz. Wenn eine Anfrage uns erreicht, besprechen wir sie zunächst im Team und erwägen die notwendige Begleitung, sei es durch Supervision, Intervision oder regelmäßige Evaluation mit dem Klienten, um einen harmonischen Fortschritt im Einklang mit diesem Klienten zu gewährleisten und dabei die Veränderung externer Faktoren zu berücksichtigen.
Bob Schimberg:
Ich glaube, dass sich diese Akribie bei uns auch in einem „Kundenservice“ auf höchstem Niveau niederschlägt. Diejenigen, die ich hier als „Kunden“ bezeichne, sind die Bürger, aber auch andere Behörden, Ministerien oder sonstige Dritte, mit denen wir täglich zu tun haben. Wir sind darauf bedacht, ein einwandfreies Kundenerlebnis für sie zu schaffen. Dieser Ansatz stärkt unseren Auftrag innerhalb des öffentlichen Dienstes und trägt dazu bei, dass unsere Dienstleistungen noch effizienter und gründlicher werden.
Der öffentliche Dienst, eine Wahl aus Überzeugung
Jacques, Bob und Lucia verfügen über hochkarätige, sehr attraktive Profile. Auf dem Arbeitsmarkt hätten sie dementsprechend die Qual der Wahl. Doch sie haben sich für den öffentlichen Dienst entschieden. Um ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Und um weiter zu lernen. Ihr Engagement wird auch durch das Bestreben Luxemburgs getragen, effiziente und qualitativ hochwertige öffentliche Dienstleistungen zu fördern, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden.
Lucia Raimondo:
In Luxemburg wird die Psychotherapie für Jugendliche mittlerweile vollständig übernommen und auch für Erwachsene zunehmend zugänglich gemacht. Ich schätze es sehr, für den Staat zu arbeiten, der die Bedeutung der psychischen Gesundheit seiner Bürger ab dem jungen Alter erkannt hat. Die Arbeit mit einer jungen Klientel stimuliert und motiviert mich jeden Tag aufs Neue. In diesem Sinne sehe ich meine Arbeit ein wenig als „Investition“ in die Zukunft der psychischen Gesundheit und empfinde dies als Genugtuung in meinem kleinen persönlichen Maßstab.
Bob Schimberg:
Was ich persönlich besonders mag, ist, dass man im öffentlichen Dienst sehr vielseitig sein muss. Es gibt viel Flexibilität. Bei uns in der Staatskasse arbeiten wir mit einem kleinen Team in einer Atmosphäre, die ich gerne mit der eines Startups vergleiche.
"Ja, Sie haben richtig gehört! Der Staat befindet sich mitten in einem Modernisierungsprozess, insbesondere im Hinblick auf den digitalen Wandel, und das zwingt uns dazu, unsere Arbeitsweise oft anzupassen." schließt Bob.
Jacques Schmit:
Unsere gesamte Welt befindet sich im Wandel, technologisch wie auch ökologisch betrachtet – was die politischen und finanziellen Entscheidungen des Staates beeinflusst, mit denen wir täglich zu tun haben. Vor diesem Hintergrund habe ich das Gefühl, dass wir ein bedeutender Akteur des Wandels sind. Gelegentlich können wir Politiker und Entscheidungsträger auf der Grundlage unseres umfassenden Überblicks über die Finanzen des Landes beraten.
Lucia Raimondo:
Die heutige Welt ist so unbeständig! Das ist ein riesiges Thema! Die jungen Patienten, mit denen ich arbeite, sind mit einer Vielzahl von Entwicklungen konfrontiert und besprechen mit mir ihre Gedanken und Fragen insbesondere zu den soziopolitischen, technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen. Ich könnte dazu noch so viel mehr sagen, das ist so spannend und inspirierend. Aber die Zeit vergeht wie im Flug, und wir könnten das Thema ein anderes Mal ansprechen!
Unsere drei Gesprächspartner verabschieden sich mit einhelliger Begeisterung für ihre Jobs, die so eng mit unserer Zeit und ihren aufregenden Bewegungen verwoben sind. „Als ich bei der Staatskasse anfing, habe ich ein Umfeld vorgefunden, das viel dynamischer ist, als man meinen könnte“, sagt Jacques, mit einem Fuß bereits im Fahrstuhl. Dieses Treffen bestärkt ihn noch mehr in seiner Überzeugung, dass die Arbeit für den öffentlichen Dienst eine einzigartige Gelegenheit bietet, sich anspruchsvollen Tätigkeiten zu widmen. „Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen!“, ruft er mit einem breiten Lächeln, während sich die automatischen Türen schließen.
Falls Sie das Gespräch zwischen Jacques, Bob und Lucia dazu inspiriert haben sollte, sich diesem faszinierenden Arbeitsumfeld anschließen zu wollen – nichts leichter als das: Sehen Sie hier die freien Stellen ein und bewerben Sie sich!