Theoretisch oder konkret? Ruhiger Fluss oder stürmische See? Der Alltag von Alexandra, Juristin beim luxemburgischen Zoll, schwankt zwischen intellektueller Herausforderung und praxisbezogener Arbeit in einem Umfeld, das eine hohe Anpassungsfähigkeit voraussetzt.
Alexandra, Juristin bei der Zoll- und Verbrauchsteuerverwaltung (Administration des douanes et accises – ADA) Luxemburgs, wollte früher einmal Anwältin werden. Heute findet sie berufliche Erfüllung in der Vielfalt der Zollaufgaben, vom Verfassen von Rundschreiben zur Auslegung der Gesetze bis hin zur Kontrolle diverser Besteuerungen. Sie befasst sich mit der europäischen Gesetzgebung und sorgt täglich für eine Erleichterung des Handelsverkehrs – und geht voll und ganz in dieser Arbeit auf, die eine große Anpassungsfähigkeit erfordert.
Porträt einer Rechtsexpertin, die für einen reibungslosen Ablauf des internationalen Handels sorgt: Erfahren Sie im Zuge der nachstehenden Fragen, was Alexandras Wahl so kennzeichnet …
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Le choix de
Alexandra LUCAS - Juriste / Attaché douanier aux Douanes et accises : Moien. Mäi Numm ass Alexandra Lucas. Ech si Juristin / Attaché douanier an der Direktioun vun der Douane.
Restreindre ou faciliter ?
Alexandra LUCAS : Am internationalen Handel steet d'Douane als Schutzpatroun fir de Marché intérieur. Seng Haaptmissioun? D’Facilitatioun vum legale Commerce. De Begrëff "legal" ëmfaasst awer vill méi wéi just de fräien Handel vun de Wueren. D’Douane suergt natierlech och dofir dass d’Wuere konform zu de fiskalen a net-fiskale Mesure sinn. Ënnert de Volet fiskal Mesure schwätze mer vun Droits de douanes, droits d'accises an TVA. Dann den net-fiskale Volet, déi sougenannte sektoriell Gesetzgebungen, do schwätze mir vu Prohibitiounen a Restriktiounen.
D'Aufgab vun der Douane limitéiert sech awer net primär "ze beschränken"; am Kader vun all de Fräihandelsaccorden, un déi d’EU gebonnen ass, ass d'Missioun vun der Douane de legitimmen Commerce ze facilitéieren. Dem illegalen Handel entgéint ze wierken ass een Deel vun dëser Missioun, a fir dëst z'erreeche schafft d’Douane mir mat aneren zoustännegen Autoritéiten.
Théorique ou concret ?
Alexandra LUCAS : Bei der Douane als Juristin ze schaffen heescht sécherlech musse mat villen legalen Texter kennen ze jongléieren. Als Attaché douanier schafft ee reegelméisseg mam Finanzministère zesumme beim Ausschaffe vu Gesetzer déi an eis Kärkompetenze falen. Mee d'Haaptroll vum Attaché douanier ass virun allem dat juristescht Wëssen a Form vu Circulairen ze deelen.
Mir riichten eis u Betriber aus ganz verschiddene Secteuren, zum Beispill Hiersteller vu Wueren oder Importateuren an Exporteuren. D'Douane huet eng immens proaktiv Approche fir d'Sensibiliséierung zu juristeschen, fiskalen an och Sécherheets-Verpflichtungen ze erhéijen.
Als Jurist, Attaché douanier hu mir och intern eng Roll fir Instruktiounen ze schreiwen an och Formatiounen ze hale fir eis intern Leit. Hei geet et drëms, rëm eng Kéier legal Texter ze conjuguéieren, ze reformuléieren, fir eng Zort operationell Instruktiounen doraus ze bastelen.
Local ou international ?
Alexandra LUCAS : Et kann een definitiv vun engem Zesummeliewe vun europäeschen a Lëtzebuerger Texter a mengem Alldag schwätzen.
D’Lëtzebuerger Douane huet d’Besonneschkeet, gläichzäiteg legal, fiskal, Sécherheets- a Policemissiounen ze geréieren. D’Lëtzebuerger Douane ass och e Bestanddeel vun der europäescher Zollunioun vun der Union douanière, déi mat de 27 national Douannen an ënnert der Leedung vun der Europäescher Kommissioun d'Gesetzgebung an d'Politik vun dëser Zollunioun ëmsetzen.
Rigidité adaptabilité ?
Alexandra LUCAS : Vu baussen, kéint ee mengen datt d'Douane eng Welt vu strenge Coden a Kaderen ass, déi eng strikt Approche imposéieren. Mee u sech, ass dat net de Fall.
Et muss ee kenne schnell reagéieren op gesetzlech Verännerungen, op administrativ Ufuerderungen déi stänneg evoluéieren, an op politesch Erwaardungen déi op nationalem, europäeschem oder internationalem Plang änneren.
Fleuve tranquille ou mer agitée ?
Alexandra LUCAS : An engem Europa, wat heiansdo vu Konflikter geprägt gëtt – wéi zum Beispill d’Situatioun an der Ukraine, déi zu Mesures restrictives vis-à-vis vu Russland gefouert hunn – ass normal dat mäin Alldag als Juristin bei der Douane mat Ännerunge konfrontéiert gëtt. D’Lëtzebuerger Douane ënnerläit der Dynamik vun dëse Krisen, vun de geopolitesche Konflikter. Ganz onofhängeg vun de perséinlechen oder souguer politeschen Iwwerzeegungen, ass et wichteg sech vun der legaler Missioun leeden ze loossen an dëst am Respekt zu de Wäerter an de juristesche Prinzippien.
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Rechtspraxis hat Alexandra schon immer begeistert. Dennoch entschied sie sich für den „etwas anderen Beruf als Attaché douanier“.
Als Juristin im öffentlichen Dienst hat sie ihren Weg gefunden. Nach ersten beruflichen Erfahrungen in einer Wirtschaftskanzlei und einer öffentlichen Verwaltung wurde sie nach Bestehen der allgemeinen Eignungsprüfung (épreuve d'aptitude générale – EAG) für den öffentlichen Dienst zum Vorstellungsgespräch beim Zoll eingeladen. Auf ihre Einstellung folgte eine Ausbildung, die unter anderem eine Prüfung in Bewaffnung und persönlicher Sicherheit beinhaltete!
Alexandra ist ihre Aufgaben beim Zoll sofort mit großem Elan angegangen. Diese beinhalten legislative und steuerliche Aspekte, Sicherheitsfragen und nicht zuletzt den Einsatz ihrer Kommunikationskompetenz.
Als stellvertretende Leiterin der Abteilung Besteuerung und Zollunion (Taxation et Union douanière) der ADA ist sie unter anderem damit betraut, Verhandlungen über Gesetzesreformen mitzuführen, internen und externen Sitzungen beizuwohnen, Verwaltungsbeschlüsse und Rundschreiben zu verfassen sowie parlamentarische Anfragen zu beantworten.
Die Aufgaben des Zolls sind demnach umfangreich und vielseitig und gehen weit über die Zollkontrollen hinaus, an die man auf Anhieb denkt. Hinter diesem sichtbaren Teil des Dienstes steckt ein lebhaftes und komplexes Gefüge voller Aktivitäten und Herausforderungen.
Im Laufe unseres Gesprächs teilt Alexandra ihre Perspektiven und Erfahrungen, die den Facettenreichtum ihres Berufs veranschaulichen. Lassen wir uns von ihr durch das Interview führen, beginnend mit einer wesentlichen Frage:
Einschränken oder erleichtern?
Im Herzen des internationalen Handels steht der Zoll als Hüter des Binnenmarktes. Seine Hauptaufgabe? Den legalen Handel zu erleichtern, wobei der Begriff „legal“ weit mehr als nur den freien Handel umfasst, da der Zoll auch die Einhaltung von finanziellen und nichtfinanziellen Vorschriften sicherstellt. Finanzielle Vorschriften, die eine rigorose Überwachung von Zöllen und Mehrwertsteuer beinhalten.
Und nichtfinanzielle Maßnahmen wie etwa die Gewährleistung, dass Verbote und Beschränkungen eingehalten werden, die durch diverse sektorale Regelungen vorgegeben sind. Letztere betreffen so unterschiedliche Bereiche wie Handel, Industrie, Sicherheit, Gesundheit, Umwelt und Klima.
Alexandra hat mit großem Interesse das Ausmaß der Geschäftstätigkeiten und verschiedenen Arten steuerlicher Abgaben entdeckt, die ihre Abteilung kontrolliert – insbesondere die Verbrauchsteuern, die Einnahmen in Höhe von 2 Milliarden Euro für den luxemburgischen Staatshaushalt darstellen! Sie betont jedoch, dass ihre Arbeit nicht vorrangig darin besteht „einzuschränken“.
„Vor dem Hintergrund aller Freihandelsabkommen, denen die Europäische Union beigetreten ist, hat der Zoll vor allem die Aufgabe, den Waren- und Dienstleistungsverkehr zu ermöglichen. Hierbei handelt es sich im Übrigen um einen der Grundsätze der Europäischen Union. Es erfüllt mich mit Stolz, zur Hauptaufgabe beizutragen, die darin besteht, den Handel zwischen Volkswirtschaften zu erleichtern und die administrativen Abläufe zum Deklarieren von Waren des legalen Handels zu vereinfachen. Dem illegalen Handel entgegenzuwirken ist nur ein Teil dieser großen Aufgabe, und um dies zu erreichen, arbeiten wir mit anderen zuständigen Behörden zusammen, insbesondere im Hinblick auf die Konformität der Produkte, die auf den Markt gebracht werden."
"Es erfüllt mich mit Stolz, zur Hauptaufgabe beizutragen, die darin besteht, den Handel zwischen Volkswirtschaften zu erleichtern und die administrativen Abläufe zum Deklarieren von Waren des legalen Handels zu vereinfachen" erzählt uns Alexandra.
Theoretisch oder konkret?
Für den Zolldienst zu arbeiten bedeutet gewiss, sich in Gesetzestexten zurechtfinden und mit intellektuell anspruchsvollem Stoff jonglieren zu müssen. So unterstützt der juristische Attaché douanier beispielsweise regelmäßig das Finanzministerium beim Entwerfen und Abfassen von Gesetzen.
„Die Rolle des juristischen Attaché douanier“, so Alexandra, „besteht jedoch in erster Linie darin, Wissen in Form von Rundschreiben zu vermitteln. Wir richten uns an die Akteure der einzelnen Wirtschaftszweige, wie die Hersteller von Waren oder die Importeure und Exporteure, für die wir die Regelwerke der Europäischen Union sowie die Beschlüsse der Europäischen Kommission oder auch die nationalen Gesetze und Verordnungen verbreiten. Unsere Aufgabe ist es auch, Anweisungen für Zollbeamte zu verfassen oder praktische Schulungen für sie zu erarbeiten. Ich muss im Grunde die verschiedenen Texte entschlüsseln, neu formulieren und in eine Art praxisorientierte Gebrauchsanweisung ummünzen.“
"Die Rolle des juristischen Attaché douanier besteht jedoch in erster Linie darin, Wissen in Form von Rundschreiben zu vermitteln. Wir richten uns an die Akteure der einzelnen Wirtschaftszweige, wie die Hersteller von Waren oder die Importeure und Exporteure, für die wir die Regelwerke der Europäischen Union sowie die Beschlüsse der Europäischen Kommission oder auch die nationalen Gesetze und Verordnungen verbreiten" verrät uns die Juristin.
Hervorzuheben ist ferner die kommunikative Rolle des Zolls, der die Schlüsselakteure des Handels über ihre Verantwortlichkeiten informiert, um vorschriftswidrige Situationen zu vermeiden.
„Der Zoll verfolgt einen recht proaktiven Ansatz bei der Aufklärung über gesetzliche, steuerliche und sicherheitsrelevante Verpflichtungen. In diesem Sinne informiert und agiert der Zoll auch bei eingeschränkter oder sogar verbotener Einfuhr von Waren.“
Lokal oder international?
Wie geht man bei der Arbeit als juristischer Attaché douanier mit der Koexistenz europäischer und luxemburgischer Gesetze um? Dies ist sicherlich eine der großen Herausforderungen von Alexandras Arbeit.
„Das Besondere am luxemburgischen Zoll ist, dass er gleichzeitig gesetzliche, steuerliche, sicherheitsrelevante und polizeiliche Aufgaben wahrnimmt. Zudem ist er Teil der EU-Zollunion, die 27 nationale Zollverwaltungen umfasst. Gemeinsam und unter der Leitung der Europäischen Kommission setzen sie die Rechtsvorschriften und die Politik der Zollunion um. Die ADA spielt auch eine Rolle in der Belgisch-Luxemburgischen Wirtschaftsunion, indem sie gewisse belgische Gesetzestexte mit spezifischen Anpassungen in Luxemburg umsetzt. In Anbetracht all dessen würde ich sagen, dass die europäische Komponente zwei Drittel meiner aktuellen Tätigkeit ausmacht – verbunden mit regelmäßig anstehenden Reisen nach Brüssel.“
„Ein konkretes Beispiel für die „europäische“ Komponente meiner Arbeit?
Einen Tag pro Woche fahre ich nach Brüssel, um an den Verhandlungen über die Reform des Zollkodex der Union teilzunehmen. Diese Sitzungen finden im Rat der Europäischen Union statt, unter Mitwirkung der Delegationen sämtlicher Mitgliedstaaten und einem halbjährlich wechselnden Vorsitz. In diesem Zusammenhang vertrete ich die Interessen Luxemburgs, indem ich auf die Diskussionen über die Reformvorschläge der Kommission reagiere und Berichte und Analysen für diese Treffen vorbereite.“
Stringenz oder Anpassungsfähigkeit?
Verließe man sich nur auf das Augenscheinliche, könnte man den Zoll für eine Welt voller Kodizes und strenger Rahmenbedingungen halten, die eine resolut stringente Vorgehensweise erzwingen. Aber das ist keineswegs der Fall, erklärt Alexandra. Denn es gilt, sich täglich an wechselnde Gegebenheiten anzupassen!
Alles in allem ist beim luxemburgischen Zoll kein Tag wie der andere. Alexandras Alltag beinhaltet auch Schulungen und die Weitergabe von Wissen an ihre Kollegen sowie Sondereinsätze zur Erläuterung ihrer Arbeit oder verschiedener Aspekte des Dienstes auf Anfrage der Staatsanwaltschaft, der Polizei oder anderer Berufsgruppen.
„Man muss sich ständig neu einstellen – auf wechselnde gesetzliche Auflagen, überarbeitete Verwaltungsvorschriften und politische Erwartungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene.“
Kürzlich, und das ist ziemlich außergewöhnlich, hat sie sogar die ADA bei einer Konferenz vertreten, die für ein Team hochrangiger Beamte aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman auf Besuch in Luxemburg organisiert wurde.
„Die Abteilungsleiterin und ich haben einen ausführlichen Kurs organisiert, gefolgt von einem spannenden Besuch im Luxembourg High Security Hub (LHSH), Luxemburgs Freizone. Dieser in der Europäischen Union einzigartige Ort ist eine Logistikplattform, die auf die gesicherte Zolllagerung wertvoller Güter spezialisiert ist und die besten Bedingungen für deren Aufbewahrung und Erhaltung bietet. Direkt neben dem Flughafen gelegen, ist der LHSH der einzige Ort im Großherzogtum Luxemburg, der eine Grenze zu Drittländern bildet und die Einrichtung einer solchen Freizone ermöglicht – mit dem Vorteil der strategischen Lage im Herzen Europas.“
Ruhiger Fluss oder stürmische See?
In einem mitunter von Spannungen erschütterten Europa – insbesondere im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine, die zu restriktiven Maßnahmen gegenüber Russland geführt hat – sieht sich der Zolljurist in seiner Arbeit regelmäßig mit Veränderungen konfrontiert.
Ist der Beruf immer von diesen geopolitischen Spannungen, Unruhen und Krisen geprägt? Wie hält man Kurs auf dieser rauen See?
Darauf antwortet Alexandra: „Ja, der luxemburgische Zoll unterliegt der Dynamik dieser Ereignisse, was eine kontinuierliche Anpassung unserer Arbeit erforderlich macht. Es ist jedoch unsere Aufgabe, bei alledem einen kühlen Kopf zu bewahren, denn ungeachtet persönlicher oder gar politischer Überzeugungen sind es letzten Endes unser großer Regulierungsauftrag und unsere Werte der Einhaltung von Rechtsgrundsätzen, die uns die Richtung vorgeben.“
Teilen auch Sie Alexandras Vision? Wenn Sie, wie sie, einen Jura-Abschluss haben und von dem beruflichen Wunsch beseelt sind, das Ökosystem des internationalen Handels zu beeinflussen, dann entdecken Sie unsere Stellenangebote und spielen Sie mit uns eine aktive Rolle in der Entwicklung des öffentlichen Dienstes.