Räumen wir mit einem Vorurteil über die duale Ausbildung im öffentlichen Dienst auf: Man lernt dort auf höchst konkrete Weise in einem echten Arbeitsumfeld.
Vorurteile halten sich hartnäckig – dabei laufen sie dem gesunden Menschenverstand zuwider. Bauen wir gemeinsam mit Julia Monteiro und Heba Albaz, auszubildende Verwaltungsfachkräfte beim Nationalen Spracheninstitut Luxemburg (INLL) und beim Zentrum für Kinder und Jugendliche mit Hochbegabung (CEJHP) diejenigen ab, die mit der Beschäftigung im öffentlichen Dienst Luxemburgs zusammenhängen. In diesem vierten Artikel der Reihe geht es um die Frage, ob Auszubildende nur einen Beobachtungsstatus haben. Oh nein, ganz im Gegenteil! Hier erfahren Sie, warum.

Julia hat es schon immer geliebt, zu organisieren, zu ordnen und zu planen! Als Auszubildende beim INLL widmet sie sich sowohl dem Empfang der Kunden als auch verschiedenen Verwaltungsaufgaben: Sie leitet die Lernenden bei der Anmeldung an, hilft ihnen bei der Einrichtung ihres Kontos, beantwortet Fragen per E-Mail oder Telefon und informiert sie über eventuelle Kursausfälle oder -vertretungen.
Heba, die aus Syrien stammt, träumte davon, ihr Zahnmedizinstudium abzuschließen – ein Traum, den sie wegen des Krieges aufgeben musste. In Luxemburg weckte das Verwaltungswesen ihr Interesse. Als Auszubildende beim CEJHP kümmert sie sich insbesondere um den Empfang der Besucher und die Verwaltung der Personalakten.
Beide sind sich einig: Lernen und den Beruf dabei direkt erleben zu dürfen, ist der ideale Weg!


Nein, Auszubildende beschränken sich nicht auf repetitive oder theoretische Aufgaben.
Weder Julia noch Heba hatten Vorurteile, bevor sie ihre duale Ausbildung im öffentlichen Dienst begannen. Dabei vermitteln Stereotypen oft ein verstaubtes Bild: Die Ausbildung sei starr, nicht genug auf die Innovationen der Zeit abgestimmt, zu theoretisch, zu langsam ... „Ganz ehrlich: So ist es nicht!“ versichert Heba. „Anfangs hatte ich einige Bedenken, dass sich die Aufgaben zu sehr wiederholen könnten, aber meine Befürchtungen waren unbegründet. Ich war positiv überrascht, wie abwechslungsreich die Arbeit ist.“
Noch vor Beginn ihrer Ausbildung im öffentlichen Dienst hatte sie das Niveau B2 in Französisch erreicht und zur besseren Integration auch Luxemburgisch gelernt, das sie inzwischen sehr gut beherrscht. Das dynamische Umfeld des CEJHP und der tägliche Austausch mit ihren Kollegen, den Eltern und den Schülern, ermöglichten es ihr dann, Luxemburgisch und Französisch in Rekordzeit noch signifikant zu verbessern – ihre gepflegte und präzise Ausdrucksweise im Gespräch zu diesem Artikel (auf Französisch geführt) war beeindruckend.
„Ich finde, das Programm der dualen Ausbildung bietet ein perfektes Gleichgewicht zwischen Lernen durch Beobachten und dem Erwerb von Fähigkeiten durch direktes Ausprobieren“, fügt Julia hinzu. „Meine Aufgaben erfordern oft große Genauigkeit, daher ist die Beobachtungsphase zu Beginn entscheidend. Danach werde ich schnell an die Praxis herangeführt. Dieses Prozedere ermöglicht es mir, die Sache selbstbewusst anzugehen, da mir ja eine gute Vorbereitung zuteilwurde.“

Wie läuft die Einstellung von Auszubildenden ab?
Es ist ganz einfach: Für eine Ausbildung im öffentlichen Dienst reichen die Bewerber ihren Lebenslauf und ihr Motivationsschreiben ein, nachdem sie von Einrichtungen wie der Arbeitsagentur (ADEM) oder dem Nationalen Jugendwerk (SNJ) beraten wurden. Dann folgen ein Vorstellungsgespräch und ein Test. In einigen Fällen erfordert das Verfahren auch schriftliche Prüfungen, aber hauptsächlich geht es bei der Einstellung immer noch um die menschliche Begegnung. „In meinem Fall war es ein ziemlich entspanntes Gespräch“, erzählt Julia. „Ich habe mich so vorgestellt, wie ich bin; ich war ganz ich selbst. Und das hat sich ausgezahlt!"
Der öffentliche Dienst stellt Auszubildende verschiedenster Bereiche ein, u. a. Kfz-Hilfskräfte, Dellentechniker, Elektriker, Mechaniker, Schreiner sowie seit kurzem auch Inklusionsberater, die damit betraut sind, die Integration von Menschen mit Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen zu begleiten und zu unterstützen.
Ja, die Lernbegleitung ist individuell zugeschnitten.
Während ihrer dreijährigen Ausbildung lernen Julia und Heba hauptsächlich von einem Tutor, der ihnen persönlich zugeteilt wird. Sie werden jederzeit individuell betreut. Dieses Konzept hat sich bewährt! Mehr noch: Es fördert die Entwicklung einer starken beruflichen Verbundenheit.

Heba Albaz : „Es entwickelt sich eine wirklich privilegierte Beziehung zwischen Tutor und Azubi. Man lernt sehr schnell, weil man direkt alle Fragen klären kann, die sich im Laufe der Zeit stellen – in einer Struktur, die freier und flexibler ist als in der Schule.“

Julia Monteiro : „Ich schätze diesen One-to-one-Ansatz1 sehr. Mein Tutor nimmt diese Aufgabe im Übrigen sehr ernst! Ich weiß, dass er darauf bestanden hat, Schulungen zu besuchen, um mir auch in pädagogischer Hinsicht bestmöglich zur Seite stehen zu können. Er hat immer einen guten Rat für mich.“
Ja, die drei Jahre sind gut gefüllt!
Die Ausbildung im öffentlichen Dienst ist zwar flexibel und anpassbar, aber dennoch strukturiert. Sie erstreckt sich über drei Jahre und ist in sechs Semester unterteilt. Es handelt sich wie gesagt um ein duale Ausbildung, bei der abwechselnd theoretisches Wissen in einem Schulungszentrum (an zwei Tagen pro Woche) und praktische Kenntnisse in der Organisation vermittelt werden. In den ersten beiden Semestern liegt der Fokus eher auf der Theorie, während in den folgenden vier die Praxis in den Vordergrund rückt. Das Programm umfasst auch einige obligatorische Meilensteine, wie das integrierte Zwischenprojekt (PII – projet intégré intermédiaire) und das integrierte Abschlussprojekt (PIF – projet intégré final).

„In meinem Fall ging es im ersten Jahr um die Grundlagen der Buchhaltung, der Methodik, des administrativen Schreibens und der elektronischen Datenverarbeitung“, erläutert Julia. „Durch das praktische Lernen entwickelt man auch Fähigkeiten, die weniger akademisch sind. Man lernt, zielführender zu kommunizieren, Anfragen zu priorisieren, seine Zeit einzuteilen und sich allgemein besser zu organisieren. Das alles ist in meinen Augen besonders wichtig.“
Der Integrationstag für Azubis – ein absolutes Muss!
Sie haben den Ausbildungsplatz! Herzlichen Glückwunsch! Im ersten Jahr Ihrer Ausbildung nehmen Sie an einem Begrüßungstag in lockerer Atmosphäre teil, der vom Zentrum für Personalverwaltung und Organisation des Staates (CGPO) organisiert wird. Auf dem Programm stehen eine Fülle nützlicher Informationen über Ihren neuen Arbeitgeber, die Funktionsweise des Programms und Ihre Rechte und Pflichten als Auszubildender. „Ich war anfangs wegen der Sprachbarriere sehr zurückhaltend, aber die Herzlichkeit dort hat mich auftauen lassen“, erinnert sich Heba. „Ich habe an diesem Tag Auszubildende verschiedenster Nationalitäten kennengelernt. Das hat mein Selbstvertrauen gestärkt!“
Ja, die Auszubildenden werden manchmal eingestellt.
Die Frage wird häufig von Bewerbern gestellt, und das zu Recht: Erhöht eine Ausbildung im öffentlichen Dienst die Chancen, dort später eine Stelle zu bekommen? Die Antwort? Manchmal. Solche Einstellungen erfolgen keineswegs systematisch und sind auch nicht im Programm vorgesehen. Aber wenn es die Umstände erlauben und die Chemie stimmt, werden einige Auszubildende tatsächlich eingeladen, dem Team längerfristig beizutreten. Eines ist sicher: Diese Form der Ausbildung wird auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt überall geschätzt... im öffentlichen Dienst oder anderswo.
„Ich möchte meine Ausbildung in vollen Zügen genießen und mich nicht zu sehr auf die Zeit danach fokussieren“, meint Julia. „Ich mag mein Team und meine Arbeit beim INLL. Wenn ich nach den drei Jahren Ausbildung bleiben kann, umso besser. Aber unabhängig davon, ob es dazu kommt oder nicht, habe ich vollstes Vertrauen in das, was mich danach erwartet. Ich weiß, dass die gesammelten Erfahrungen mir für meine weitere berufliche Laufbahn sehr nützlich sein werden.“

Wenn Sie wie Julia und Heba alle Chancen auf Ihrer Seite haben möchten, indem Sie konkrete Fähigkeiten entwickeln und praktische Erfahrungen sammeln, ist das duale Ausbildungsprogramm genau das Richtige für Sie. Zögern Sie nicht, sich bei der ADEM oder beim SNJ über die Möglichkeiten zu informieren, die sich Ihnen bieten, greifen Sie zur Feder und bereiten Sie Ihre Bewerbung vor!
1 One-to-one: individuelle und persönliche Interaktion