Räumen wir mit einem weit verbreiteten Irrglauben über die beruflichen Möglichkeiten im öffentlichen Dienst auf: Man muss nicht immer Luxemburger sein, um sich auf eine unserer Stellen zu bewerben.
Falsche Informationen können hartnäckig sein. Widerlegen wir gemeinsam mit Peggy Welche, Abteilungsleiterin des CC SI Personalbeschaffung im Zentrum für Personalverwaltung und Organisation des Staates (Centre de gestion du personnel et de l'organisation de l'État – CGPO) diejenigen, die mit der Beschäftigung im luxemburgischen Staatsdienst zusammenhängen. In diesem zweiten Artikel der Reihe geht es um die Frage, ob man unbedingt luxemburgischer Staatsbürger sein muss, um eine Stelle zu bekommen. Seien Sie gewiss, das ist bei weitem nicht der Fall. Hier die Erklärungen …
Nein, Ihre Nationalität ist kein Hindernis für Ihre Einstellung
Gemäß Artikel 2 des Statuts für Beamten (fonctionnaires de l’État) und Artikel 3 des Gesetzes zur Festlegung der Regelung und der Vergütungen für Bedienstete des Staates (employés de l’État) stehen die Stellen des öffentlichen Dienstes heute jeder Person offen, die die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates der Europäischen Union besitzt, mit Ausnahme bestimmter in der großherzoglichen Verordnung vom 12. Mai 2010 festgelegter Bereiche wie der Magistratur, der Polizei oder auch der Armee, d. h. Funktionen, die an der Ausübung der Staatsgewalt beteiligt sind.
Dies gilt auch für die Posten in den Ministerien, die nur mit Nicht-Luxemburgern besetzt werden, wenn kein Bewerber mit luxemburgischer Staatsangehörigkeit eingestellt werden konnte. Staatsangestellte (salariés de l´État) werden für ihren Teil nach den Bestimmungen des Tarifvertrags für Staatsangestellte eingestellt. Gemäß Artikel 2 dieses Vertrags muss jeder Staatsangestellte Angehöriger eines EU-Mitgliedstaates sein. Bei dienstlicher Notwendigkeit kann die Zulassung zum Dienst jedoch auch Drittstaatsangehörigen gewährt werden.
Daten vom 31 Dezember 2023 (Quelle: CGPO)
Was die Wenigsten wissen: fast 9 % der Stellen im öffentlichen Dienst entfallen auf Bedienstete mit nicht-luxemburgischer Staatsangehörigkeit, was von unserem Engagement zur Einbeziehung von Bürgern mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen zeugt.
Grafik zu den Top 6 der nicht-luxemburgischen Nationalitäten unter den Staatsbediensteten. Anmerkung: Im Falle einer doppelten Staatsangehörigkeit einschließlich der luxemburgischen werden die betreffenden Personen als Luxemburger geführt. Daten vom 31 Dezember 2023 (Quelle: CGPO1)
Seit mehr als 20 Jahren offen für andere Nationalitäten
Das Missverständnis rührt wahrscheinlich daher, dass vor 1999 im öffentlichen Dienst nur Bürger des Großherzogtums eingestellt wurden. Im Jahr 1999[1] hat man dann aber sechs Schwerpunktbereiche für EU-Bürger geöffnet: Forschung, Bildung, Gesundheit, Verkehr, Post und Telekommunikation sowie die Gas-, Wasser- und Stromversorgung. Ab Dezember 2009 wurden das Beamtenstatut und die Regelung für Bedienstete des Staates überarbeitet, um eine allgemeine Öffnung des öffentlichen Dienstes für EU-Bürger zu begünstigen. Ausgenommen von dieser Öffnung bleiben jedoch die in der großherzoglichen Verordnung vom 12. Mai 2010 festgelegten Funktionen, die eine Beteiligung an der Ausübung der Staatsgewalt beinhalten.
„Ich war immer der Meinung, als Nicht-Luxemburgerin nicht in den öffentlichen Dienst eintreten zu können. Ehemalige Kollegen, die selbst den Sprung von der Privatwirtschaft in den Staatsdienst gewagt hatten, haben mich jedoch ermutigt. Sie haben mir versichert, mein Profil passe, und so habe ich mich schließlich beworben“, erklärt Peggy.
Ja, der öffentliche Dienst stellt Nicht-Luxemburger ein
Fakt ist: Die Hälfte der Bevölkerung dieses Landes ist ausländischer Herkunft, und täglich kommen rund 200.000 Grenzgänger zum Arbeiten nach Luxemburg. So funktioniert dieses Land, das über einen großen kulturellen Reichtum verfügt. Daher stellt der Luxemburger Staat auch recht natürlich Talente ein, die nicht über die luxemburgische Nationalität verfügen.
„In Luxemburg ist man, egal ob in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Sektor, ganz selbstverständlich in ein multinationales Umfeld eingebettet. Als ich zum Staat kam, war ich sehr erfreut, diese Vielfalt in meinem Team zu sehen.
Hier zählen wirklich Profil und Erfahrung, nicht die Nationalität. Bei meiner Ankunft sprach ich kein Luxemburgisch, aber ich habe Kurse belegt, um mich besser zu integrieren. Die Meetings finden oft in französischer und englischer Sprache statt, aber alle passen sich an. Und die Initiative des CGPO, Sprachtandems zur Förderung des Austauschs zwischen Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern einzurichten, scheint mir ausgezeichnet für die Integration und das Erlernen der Sprache zu sein“, ergänzt Peggy.
Ja, die multinationalen Talente sind ein echter Gewinn
Es besteht kein Zweifel: Die Verfügbarkeit multinationaler Talente hat für den luxemburgischen Staatsdienst mehrere Vorteile. Sie erweitert den Radius, um die Kompetenzen zu finden, die auf dem immer anspruchsvolleren und vielfältigeren Arbeitsmarkt benötigt werden. Auch die kulturelle Vielfalt ist von wesentlicher Bedeutung, da sie bei der Entscheidungsfindung eine Fülle von Perspektiven mit sich bringt. Man kann es nicht oft genug sagen: Je facettenreicher das Profil eines Teams, desto mehr sprudeln die Ideen und desto umfangreicher werden die Optionen.
Übrigens führt diese kulturelle Mischung zu schönen Integrationsgeschichten, insbesondere im CGPO. Nehmen wir z. B. die kürzlich dort eingestellten und größtenteils französischsprachigen IT-Experten. Sie alle nehmen an Meetings in luxemburgischer Sprache teil und werden von ihrer Personalabteilung beim Erlernen der Sprache unterstützt. In dieser Abteilung nimmt die Zweisprachigkeit zu.
Ja, einige Bereiche stehen besonders Nicht-Luxemburgern offen
Da gibt es Bereiche, die sehr spezifische Sprachkenntnisse voraussetzen, insbesondere der Sprachunterricht oder verschiedene Stellen für Lehrkräfte und pädagogische Unterstützung an internationalen Schulen. Ebenfalls im öffentlichen Bildungssektor gibt es Stellen für interkulturelle Mediatoren, die viele verschiedene Nationalitäten anziehen. Im IT-Sektor, wo die Nachfrage enorm ist, sind auch viele Nicht-Luxemburger beschäftigt. Und manchmal erfordern sehr spezifische oder punktuelle Bedürfnisse massive Einstellungen, wie etwa im Falle von Krisen oder Kriegen mit einem Anstieg der Zahl von Geflüchteten, denen der Staat Dienstleistungen anbieten muss.
„In der IT ist die Personalbeschaffung eine Herausforderung, da unsere Bedürfnisse sehr spezifisch sind. Wir arbeiten demnach mit Teams, die sich aus unterschiedlichen Profilen zusammensetzen, ohne wirklich auf die Staatsangehörigkeit zu achten. Als ich ankam, habe ich mit einem Team gearbeitet, in dem es keinen einzigen Luxemburger gab. Im IT-Bereich sind wir daran gewöhnt, mit verschiedenen Sprachen zu jonglieren, zu „switchen“, ohne wirklich darüber nachzudenken. Hier geht es nicht um eine massive Einstellung, sondern um eine Antwort auf spezielle und manchmal dringende Bedürfnisse. Wenn die Kompetenz sofort benötigt wird, müssen wir offen sein. Da IT-Abschlüsse auf Master-Ebene erforderlich sind, verringert dies die Anzahl der Bewerber. Wir erweitern unseren Horizont auf alle Nationalitäten der Europäischen Union, damit uns keine Talente entgehen“, berichtet Peggy.
Die Nicht-Luxemburger bringen spezifische Kompetenzen mit
Nicht nur das CGPO setzt auf Nicht-Luxemburger. Besonders stark vertreten sind sie auch im Zentrum für Informationstechnologien des Staates (Centre des technologies de l’information de l'État – CTIE), im Staatsarchiv, im STATEC, in der Flugsicherungsverwaltung, im Bildungswesen sowie im medizinischen und paramedizinischen Sektor. Ein Fünftel von ihnen hat einen Bachelor- oder Masterabschluss. Diese Zahlen belegen, dass die Teams eine große Vielfalt an Hintergründen und Qualifikationen aufweisen, was den Anforderungen des Staates entspricht.
Ja, es sind auch Ausnahmeregelungen für Nicht-Europäer möglich
Auf der Grundlage einer jährlich in das Haushaltsgesetz aufgenommenen Bestimmung ist es manchmal möglich, Nicht-Europäer einzustellen. Dies geschieht am häufigsten in wirtschaftlichen oder konsularischen Vertretungen im Ausland, aber auch im Bildungssektor, z. B. beim Schuldienst für ausländische Kinder.
Indem er die Vielfalt der Perspektiven anerkennt und den Zugang von Nicht-Luxemburgern zu den meisten seiner Stellen fördert, kann der öffentliche Dienst nur gewinnen. So verhält sich ein Land, das in Bewegung ist und den anspruchsvollsten Anforderungen seiner Bürger gerecht wird.
Wenn Sie die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates der Europäischen Union besitzen und Lust haben, zu uns zu stoßen, sehen Sie alle Stellenangebote ein.